Kann man den Regen riechen? Ja, definitiv, das kann man. Und kann man das Unbenennbare mit einem Namen versehen? Aus welchem Grund sollte man das tun? Der in Bonn lebende Multiinstrumentalist und Songwriter Nils Kercher hat die Suche nach griffigen Bezeichnungen für seine Musik längst aufgegeben. Seine Schöpfungen sind so reichhaltig an musikalischen Einflüssen, kulturellen Referenzen, persönlichen Geschichten und tiefgreifenden Ideen, dass selbst jede Aneinanderreihung von Begriffen nur einen Teil der enthaltenen Spurenelemente abdecken könnte. Begnügen wir uns deshalb an dieser Stelle mit dem wunderschönen und alles abdeckenden Begriff Musik.
Wie schon seine bisherigen Alben, ist auch die neue CD „Can You Smell The Rain“ nicht über Nacht entstanden. Der Grund dafür liegt schnell auf der Hand, wenn man sich auf Kerchers Welt einlässt. Er streift mit wachen Augen und offenen Ohren durchs Leben und bezieht mit seinen Songs Stellung. Seine Alben sind keine Ansammlungen schön klingender Plattitüden, sondern in jedem Lied geht es um etwas. Das Persönliche und das Globale gehen stets Hand in Hand. Mal offenbart es sich beim ersten Hören, anderes muss man sacken lassen, um ihm auf den Grund zu kommen. Dabei geht Kercher selbst äußerst zurückhaltend zu Werke. Er hat viel zu erzählen, leidet aber nicht unter dem Messiaskomplex so vieler seiner Kollegen. „Ich habe keine Mission und will keine bestimmten Nachrichten in die Welt tragen. Ich singe Songs über Dinge, die mich beschäftigen.“
Die nachdenklichen, sehr poetischen und im Detail zuweilen provokanten Texte stammen nicht von Kercher selbst, sondern von seiner Lebensgefährtin Kira Kaipainen. Sie entstehen meist unabhängig von den Kompositionen des Songschreibers, doch die Intentionen der beiden Kompagnons verschmelzen so kongenial, dass der Musiker nur in die heimische Schublade zu greifen braucht, um genau die Lyrics zu finden, nach denen er sowieso gerade gesucht hat. Die Kombination von Klang, Text und einem bestechenden urbanen Groove nimmt den Hörer ein Stückweit an die Hand auf einer Reise. Doch Vorsicht vor falschen Erwartungen. Wer das Wort Reise voreilig mit Urlaub und Verklärung gleichsetzt, ist hier auf dem berühmten Holzweg. „Can You Smell The Rain“ ist keine chillige Reise im klimatisierten All-Inclusive-Bus, sondern Kercher und Kaipainen konfrontieren das schauende Ohr durchaus mit den Brennpunkten und Problemzonen der äußeren Welt, bis sie ihm Zugang zu den Tiefen ihrer Innenwelten gewähren.
Bisher hat sich Nils Kercher vor allem als Kora-Spieler und innovativer World Music Songwriter einen Namen gemacht. Die Kora ist ein uraltes westafrikanisches Saiteninstrument, das etwas salopp als Mischung aus Harfe und Laute beschrieben werden könnte. Der Klangvielfalt des Instruments ist nur schwer mit landläufigen Begrifflichkeiten beizukommen, aber wer ihren klaren, filigranen, ebenso fließenden wie tröpfelnden Klang nur ein einziges Mal gehört, wird sie in jedem noch so großen Ensemble wiedererkennen. Seine neue CD beschreibt Kercher aber als Wiederbegegnung mit der Gitarre. Die Songs sind hauptsächlich auf dem Sechssaiter geschrieben worden, die anderen Instrumente, unter anderem Geigen und selbstredend die Kora, kamen bei der Formung der Songs hinzu. Den Grund für seine Wahl kann Kercher nur schwer umreißen, und doch findet er dafür so poetische Worte, als ginge es um einen neuen Songtext. „Es ist, als würde man morgens vor dem Kleiderschrank stehen und nach den richtigen Klamotten für den Tag suchen. Man weiß einfach, was passt und was nicht passt. Das ist keine rationale Entscheidung, sondern ich höre innerlich, wie es sein muss.“
Über all diesen konzeptionellen und instrumentalen Komponenten steht der Gesang. Kercher schafft es, seiner Stimme in jedem Song neue Facetten abzugewinnen. Mal versonnen plaudernd, sich an anderer Stelle eindringlich zum Chor aufwerfend, hier mit den Stilmitteln der Gegenwart arbeitend, sich dort in die Gefilde der Tradition fallen lassend, rhythmisch akzentuierend oder melodische Bögen schlagend, findet er immer wieder überraschende Stilmittel, um jedem Song den Charakter einer individuell erzählten Geschichte zu verleihen.
So gelingt es Kercher auf faszinierende Weise, seine Songs nicht zu ver-, sondern zu entorten. Das Album ist wie ein Haus mit vielen Türen, und jedem Hörer sei es überlassen, für welches stilistische Klingelschild er sich entscheiden will. Kerchers Koraspiel ist so organisch von Einflüssen seines Alltags in Europa durchzogen, dass es völlig anders klingt als alles, was man von diesem Instrument aus Afrika kennt. Die Intention der Entortung hat Kercher schon auf seinen bisherigen Alben verfolgt, aber durch den prominenten Einsatz der Gitarre vermag er dieses Ideal auf „Can You Smell The Rain“ noch überzeugender umzusetzen. Obwohl er verschiedene Traditionen verinnerlicht und respektiert, fühlt er sich doch keiner von ihnen ausschließlich verpflichtet. Es geht ihm ausnahmslos um seine persönliche Sprache, die er hintragen kann, wo immer er sich aufhält. „Das ist immer wieder ein Lauschen, das im Nichts beginnt, und die Bereitschaft, das Ungewisse zu ertragen.“
Die Neue Westfälische Zeitung bescheinigte Nils Kercher eine „sanfte aber unwiderstehliche Kraft“. Treffender kann man es kaum ausdrücken. Seine Songs scheinen direkt im Ohr des Hörers zu entstehen, um sich anschließend aufzulösen und zu verschwinden. Und so erfüllt sich sein Plattentitel wie eine Prophezeiung. Tatsächlich glaubt man zuweilen, man könnte die Songs auf „Can You Smell The Rain“ eher riechen als hören.
Nils Kercher: lead & backing vocals, guitars, acoustic bass, kora, balafon, percussion, violin
Vincent „Themba“ Goritzki: e-guiar, acoustic guitars, e-bass, double bass
Kris Górski: piano
Label: ancient pulse records LC: 20081
Distribution: BROKEN SILENCE
Nils Kercher: lead & backing vocals, kora, balafon, percussion, bolong
Oumar Barou Kouyaté (Mali): ngoni / acoustic guitar
Kira Kaipainen (Finland): backing vocals, lyrics
Sylvia Laubé (Martinique / France): backing vocals
Mariama Kouyaté (Senegal): vocals “unbroken spell” / lead vocals “yiri fere”
Sue Schlotte (D): cello
Vanessa Vromans (Australia): violin “the night” / “tuuli itkee”
Christof Boerner (D): viola “tuuli itkee” / “of water and sand”
Label: ancient pulse records LC: 20081
Distribution: BROKEN SILENCE
“...enorm clever arrangiert und auch klangtechnisch auf höchstem Niveau. Suku - Your Life Is Your Poem ist ein Album zum Genießen. Es wird auf höchstem Niveau musiziert und sollte jedem Weltmusikhörer ans Herz gelegt werden. Nils Kercher beweist, dass er zu den herausragenden Künstlern im Bereich Weltmusik zu zählen ist. Empfehlung!” MUSIK AN SICH
„zauberhaft“ WDR 5
...lyrischer Afro-Sound voller Räumlichkeit...” JAZZTHING
„Brilliante World Music…Essentiell!... Ausdruck zeitloser Ästhetik... ROCKTIMES
„Ich liebe diese CD. Ich höre sie regelmässig, man kann sie in einer Endlosschleife laufen lassen, sie ist wirklich ein großer Genuss!” RADIO RTBF / BELGIEN
"This album offers a beautifully crafted dream-world of shifting rhythms and many layered voices…
...the insistent pulse creates an effect much like the music of Steve Reich. Track to try: "Tuuli Itkee" SONGLINES / UK
„...relaxed and authentic singing style which carries the lyrics well and, most importantly of all, he has something to say... His partnership with Oumar Barou Kouyate is an impressive testament as to how two musicians from different roots cultures can work together in a supportive and inspiring way. This is no cut-and-paste exercise but a genuine fusion....often sounding as if it comes from the Real World catalogue. I suspect that this will encourage more people to listen to the kora…“
fROOTS MAGAZINE / UK
Die Produktion erinnert an Aufnahmen westafrikanischer Musik aus Peter Gabriels Real-World-Studio, nur dass es sich hier um einen deutschen Protagonisten handelt. Chapeau!” FOLKER
“...mycket bra!” YLE Radio Vega (Finnischer Rundfunk auf schwedischer Sprache)
“... Momente von fast sakraler Wirkung...“ JAZZTHETIK
„...managing to convey both a vast Nordic soundscape and the intimcy of African village life…“
R2 MAGAZINE RocknReel / UK
Hessischer Rundfunk
Poetic world music that interweaves organic African rhythms with transparent kora sounds, western instruments and melodic, multi-layered vocals.
This album is a mixture of rhythmical songs that are influenced by West African melodies and Nils Kercher´s own compositions. His own compositions often have a powerful but subtle backing rhythm combined with melody instruments like kora, cello and violine. Most of them develop into a multilayered choir, that feels like a mixture of mantras, gregorian chants and tribal ritual.
All the pieces are skillfully arranged and the sounds and vocals merge almost unnoticesably from one to another. The strong West African influence is not an adoption of a “foreign” influence but becomes part of a creative process of a multitalented musician. The songs are sung in Soussou or Malinke, two West African languages, or Finnish - sometimes in a language before words existed.
“Sacred Forest” is a piece where the basic rhythm played by carved wood trunks from the rainforest carries a harmonious choral-like tapestry of male and female voices. “Ah-Ye” combines a traditional rhythm - doun doun ba - still danced in remote Guinean villages, with South African kalimba, open vocals and the melodic classical sounds of cello, violine and flute. In “Inike” you can hear the transparency of the West African harp (kora) with just Nils Kercher´s beautiful voice. “Allahlahke” dances away with kora, percussion and a catchy, groovy melody. “I siga fe minden?” starts with the joyous voices of children greeting in Soussou: “foate!” (“white man!”).
The whole album has an organic and soothing quality to it and the combination of different styles forms here something new, harmonious and consistent in itself. There is a timeless depth to this music
Nils Kercher (Germany): music & arrangements, kora, vocals, balafon, percussion, flute, violin
Kira Kaipainen (Finland): vocals
Malgosia Wosinska (Poland): vocals
Anne Meyer-Seeßelberg (Germany): vocals, flute
Thomas Steudel (Germany): violoncello
Antonia Brunnert (Germany/USA): violin
Thomas Christaller / Ed Winkler: backing vocals
General-Anzeiger Bonn
Natürliche und ausdrucksstarke Musik, die vom Wechsel zwischen organischen Rhythmen, dem transparenten Klang der Kora (afrikanische Harfe), Celloklängen und vielstimmigem Gesang lebt.
Nach Nils Kerchers erfolgreichem Studioalbum "Ancient Intimations" (2009), das die World Music Charts Europe erreichte, erscheint mit diesem Album eine Aufnahme, die die besondere Atmosphäre der Konzerte seines Ensembles einfängt.
Das abwechslungsreiche Bühnenprogramm fliesst von einer folkigen Leichtigkeit, zu minimalistischer Transparenz und dann wieder zu ekstatischer Percussion.
Mit insgesamt sechs charaktervollen Musiker/innen aus Finnland, Deutschland und der Karibik und einem begeisterten Publikum, das zwischendurch auch selbst rhythmisch und stimmlich das Klangbild bereichert, sind bei diesem Konzert im Saal des Bonner Brückenforums stimmungsvolle Aufnahmen gelungen.
Vier Tracks auf dieser CD werden hier zum ersten Mal veröffentlicht und viele der Bühnen-Adaptionen von früher veröffentlichten Studioversionen erklingen durch die Live-Situation, das lebhaftere Tempo und die andere Instrumentierung fast wie neue Stücke.
Eine frische Klangfarbe entsteht durch die indische Bambusflöte (Bansuri) sowie durch den nuancierten Gesang Sylvia Laubés, die durch ihre Konzerte mit Rokia Traore, Angelique Kidjou und Papa Wemba bekannt geworden ist.
DVD:
Das Album enthält zusätzlich eine 40-minütige DVD mit einem stilvoll geschnittenen Musik-Film der besten Momente des Konzerts und drei Musikvideos, deren unterschiedliche Drehorte den Bogen beschreiben, den diese globale Musik spannt: im ersten Musikvideo singt Kira Kaipainen im eiskalten verschneiten finnischen Winter, das Zweite wurde gedreht in einem abgelegenen Dorf am Niger. Nils singt hier auf Soussou, der Sprache seiner Freunde in Guinea, über die bemerkenswerte Würde und Warmherzigkeit der Menschen trotz unvorstellbar armer Lebensumstände. Das dritte Video spielt auf einer europäischen Sommerwiese.
Musicians:
Nils Kercher (Germany): kora, djembé, vocals, violin, kalimba, balafon, music & arrangment
Kira Kaipainen (Finland): percussion, bolong, balafon, dance, vocals
Samuli Teho Majamäki (Finland): percussion, udu, vocals, gong, harmonium
Sylvia Laubé (Caribbean / France): vocals, percussion, dance
Stephanie Bosch (Germany): bansuri - Indian bamboo flute
Thomas Steudel (Germany): cello
Der Sänger und Multiinstrumentalist Nils Kercher schöpft aus den Traditionen Westafrikas genauso wie aus der introspektiven, meditativen Atmosphäre nordischer Weite. Auf seinem dritten Album entsteht aus dieser Begegnung ein einzigartiger Zusammenklang mit einer großartigen, atmenden Dramaturgie. SUKU - Your Life is Your Poem rückt die beiden Kontinente mit einer neuen lyrischen Klangsprache aneinander - und begeistert die Zuhörer mit Kompositionen fernab von jeglichen Afro-Pop-Klischees. Swingende Balafone begegnen einer wispernden Verzahnung von Stimmen, Saiten- und Perkussionsinstrumenten. Fantastische Kontrapunkte zwischen kräftigen Afrorhythmen und „Minimal“-Streichern gleiten über in einen fast sakralen Klangraum. Neben Texten auf Bambara, der Landessprache Malis, sowie Idiomen, die in Guinea und im Senegal gesprochen werden, sind die Songs auch auf finnisch und englisch geschrieben. Mit seiner malischen Laute Ngoni bringt Barou Kouyaté eine erdige, raue Farbe in die Textur ein. Feinfühlig untermalt er Kerchers melodiöses Koraspiel auch auf der akustischen Gitarre. Selbstverständlich und organisch tönt die Zwiesprache zwischen beiden Musikern, die aus so unterschiedlichen Welten stammen. Die Martinikanerin Sylvia Laubé und die Finnin Kira Kaipainen bereichern mit ihrem harmonisch aufeinander abgestimmtem Gesang das Geflecht der Vokalspuren. Außerdem singt Nils Kercher das Stück „Yiri Fere“ im Duett mit der senegalesischen Sängerin Mariama Kouyaté, deren exquisite Stimme in dieser bewegenden Komposition wunderbar ihre Blüte entfaltet. Die Songs fühlen sich an wie ein Zyklus aus Versen, über die man lange nachsinnen kann. Dabei gelingt es Nils Kercher, das Subtile, Feine in seinen Kompositionen und seine Leidenschaft für den Rhythmus, das Treibende zu verschmelzen. Die klar arrangierten Stücke lassen diese zwei Pole in einer kraftvollen und filigranen Balance vibrieren.